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Weser-Kurier vom 11.Mai 1998

Superfrau der Bühnenkunst

Härter als das Leben: Frauenkabarett mit Hertha Schwätzig

990598WEStuhr (boh). "Das Leben ist hart, aber ich bin Hertha", brüllt es aus den Lautsprechern, und dann ist sie da. In einem Kleid aus Plastikdecken, einem BH aus Topflappen und feister roter Lockenfrisur. Dieses Wesen, das da am Sonnabend vors Stuhrer Publikum trat, war Hertha Schwätzig alias Astrid Irmer, zugleich daher trällerndes hessisches Waschweib und mitreissende Allround-Superfrau der Bühnenkunst.
Ein bunter Vogel ist sie allemal, diese Hertha. Sie ist eine wandelnde Enzyklopädie des Weltwissens: Philosophie und Archäologie, Gentechnik freilich und alle anderen Wissenschaften: Die bunte Hessin bringt´s auf den Punkt und das Publikum regelmässig zum Brüllen, und das als schrille Durchschnitts-Mamsell, der man alles Wissen gerne abnimmt.
Archäologie zum Beispiel: Nach Grabungen im Badezimmer stieß Hertha auf die Krone Cleopatras - und im Zuge weiterer Forschungen darauf, daß ihr Doppelkinn und ihr Bauch per Erdnußbutter von Elizabeth Taylor auf sie übergegangen sind, wie sie nach wissenschaftlichem Exkurs nachweisen konnte und im übrigen auch mit einer ihrer wunderbaren Rap-Musiknummern. Nonsens das alles, sicher - aber einer, der ganz ohne Umweg übergeht aufs Zwerchfell und nicht in die Abgründe der Peinlichkeit.
Moderneren Fragen hat sich Hertha nach ihren äqyptischen Forschungen zugewandt: Gibt es ein “Struller-Gen", das Mann zur "Open-Air-Inkontinenz" treibt, dem Zwang, sich draußen urinierend an Bäume zu stellen? Die Hertha-DNA-Analyse: Es gibt Macho-Mutanten. Sie entleeren sich nicht nur im Stehen, sondern wissen auch alles besser und teilen das ungefragt mit, wissen nach 20 Jahren Ehe nicht, wo ihre Unterhosen liegen - "und diese Elite will unser Land nach vorne bringen?”
Hertha sagt nein und sucht sich ihre eigenen Wege, die Geschlechter-Ungleichheit auszugleichen. Ihren Staubsauger, läßt sie wissen, hat sie mit Krümmer und Auspuff versehen, weil "es ja wohl nicht angehen kann, daß Männer-Hausgeräte soviel lauter sind als die der Frauen. Wahrscheinlich, damit Mann nicht merkt, “wieviel Frauen arbeiten.”
Im übrigen denkt Hertha über die Entwicklung eines Macho-Gotchis nach, das die Herrenwelt trefflich ersetzen könnte. Auch diese Forderung brachte der.bunten Hessin und Wahlkölnerin im Stuhrer Rathaus frenetischen Applaus und noch mehr Lacher ein.