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Hertha hat gewonnen. Jede Wette, dass sie mindestens in Bestform war. Obwohl das Programm der hessischen Entertainerin (zur Zeit im Kölner Exil) im Variete-Salon der Ufa Fabrik drohend mit "Die Zeiten werden Hertha” betitelt ist. Die mollige Anti-Diva im "Coco-Chanel-Kittel" mit herzbestücktem Topflappen-Häkel-Rosettenbustier, die auf Plateau-Lackstiefeln thronend, mit hochgetürmtem. Lockenrotschopf und einer fetten Partie froschgrünen Lidschattens ausgestattet ist, bietet - ja was eigentlich? - so etwas wie eine satte Kabarett-Rap-Pop-Mode-Zauber-Show. Eine Frau, die verbal ihre feministischen Züge ebenso zur Schau trägt, wie visuell die üppige Figur einer "primitiven" Fruchtbarkeitsgöttin. Und die als neuestes Diät-Credo verkündet: Essen darfst du, was, du auch erbrechen kannst. Nicht von ungefähr ist sie quasi eine Reinkamation von E.T. (Elizabeth Taylor) - die in der Betty-Ford-Klinik abgespeckten Pfunde ihres Ideals sind über umliegende Erdnussfelder direkt unter Herthas Goldlame-Dirndl gewandert. Die "Claudia Schiffer in XXL-Format" brilliert als Kl(e)opatra mit WC-Entchen und Folter-Coiffeuse "Gertrud" mit Kettensäge und anderen Accessoires. Sie gibt Haushaltstipps zu den Vorteilen turbofrisierter Elektrogeräte, hält, Lehrstunden über "Macho-Mutation"- und landet dabei bei den klitzekleinen Fehlern ihres Göttergatten "Nobbert". Ein Glück, dass Hertha zudem noch zaubern kann, Wasser in Wein verwandelt und letzten Endes zur Mutter Maria mit ihrer Version eines vollständig Neuen Testaments mutiert. S.H. |